Research on terrorism

12.10.2022

Terrorismusforschung

Das Handbuch „Terrorismusforschung“ ist das umfassende Nachschlagewerk zur Terrorismusforschung speziell für den deutschsprachigen Kontext. Wir haben uns mit den Herausgeber:innen unterhalten:

Was zeichnet das Handbuch „Terrorismusforschung” aus?

Es sind die vielen Fachrichtungen, die das Thema aus interdisziplinären Perspektiven beleuchten. Das heißt, man integriert immer die Sichtweisen mit: Psychologie zum Individuum, Soziologie zu den Gruppen, Naturwissenschaften zu klaren Wirkmechanismen, Politikwissenschaft zu verschiedenen Variablen. Das hat Vorteile für die Analyse und die vollständige Erfassung des Themas – alle Sichtweisen haben ja ihre Berechtigung. Politikwissenschaftler:innen sind in der Forschung zum Thema bereits gut vertreten, wir haben daher auch Personen aus anderen Disziplinen für das Projekt angefragt, die uns fremd sind. Das zeichnet das Handbuch unter anderem aus.

Was haben Sie während des dreijährigen Entstehungsprozesses gelernt?

Loslassen, denn am Anfang hatten wir genaue Ideen, wie das Handbuch und die einzelnen Beiträge aussehen sollten. Die Verantwortung dann an die Autor:innen abzugeben, sie zu inspirieren,  aber auch andere Herangehensweisen auf uns zukommen zu lassen, das war nicht ganz einfach. Am Ende war das Ergebnis jedoch immer besser als die ursprüngliche Idee, weil die Autor:innen die Expert:innen in ihrem Fachgebiet sind. Inhaltlich haben wir natürlich auch viel dazugelernt, da wir jeden Beitrag im Rahmen unserer Review-Prozesse mehrfach gelesen haben. Am Ende galt es hier allerdings auch den eigenen Perfektionismus an der richtigen Stelle zu überwinden. Bei der Prüfung der Druckfahne haben wir am Ende über die Vereinheitlichung von Schreibweisen diskutiert, die zum Beispiel nur dreimal oder so im Buch vorgekommen sind – da drohten wir vom Hunderten ins Tausendste zu kommen. Und last but not least: Die Koordination von über 70 Autor:innen war eine Herausforderung an sich, die uns aber aufgrund der angenehmen und kooperativen Zusammenarbeit mit den Autor:innen im Großen und Ganzen doch leicht gemacht wurde.

Was ist aus Ihrer Sicht der große Mehrwert des Handbuchs?

Der Mehrwert des Handbuchs ist vor allem, dass es um die Forschung im Bereich Terrorismus geht. Denn das Thema verändert sich sehr schnell, aber Theorien, Zugänge, Wirkmechanismen und Ansichten bleiben wertvoll und sind beständiger. Darauf liegt der Fokus. Man kann in dem Handbuch natürlich trotzdem viel über das Phänomen Terrorismus, die Abwehr von Terrorismus, Prävention usw. lernen, aber es sind die Ansichten und forschungsmethodischen Zugänge, die wertvoll bleiben, auch wenn sich der Gegenstand verändert. Zudem konnten wir mit diesem Handbuch die Vernetzung der Disziplinen vorantreiben und über den Tellerrand hinausschauen.

Sie haben nun eine Art „360 Grad Blick” auf das Thema Terrorismus – geht man dann anders durch die Welt?

Definitiv, zum Beispiel bei der Rezeption von Medieninhalten, also wie wird etwas dargestellt. Ist das nicht nur inhaltlich richtig, ist das richtig geframt etc. Man kann es besser einordnen, was da passiert. Es gibt mehr zu bedenken, ob faktisch richtig oder falsch. Die Wahrnehmung ist geschärft. Darüber zu schreiben, ist das eine, es wirklich zu verstehen aber das andere, vor allem bei Themen, die nicht unser Fachbereich sind.

Das Handbuch wird herausgegeben von Prof. Dr. Liane Rothenberger, Prof. Dr. Joachim Krause, Jannis Jost, M.Litt. und Kira Frankenthal, M.A., M.Sc.