Preprints

Preprints: Eine Einführung in die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen vor der Peer-Review

Das Bild zeigt eine Nahaufnahme eines Druckers und dient als Symbolbild für das Thema Preprints

Die Art und Weise, wie Wissenschaftler:innen ihre Forschungsergebnisse kommunizieren, hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Eine dieser Veränderungen ist die zunehmende Verwendung von Preprints. In diesem Artikel werden wir einen Überblick über das Konzept der Preprints geben, einschließlich ihrer Definition, Merkmale, wo sie zu finden sind, der Geschichte von Preprints und ihrer Beziehung zum Open Access und der Open Science. Auch Overlay Journals sollen als Möglichkeit der Veröffentlichung angesprochen werden.

Übersicht:

Preprints: Einleitung in das Thema

Preprints sind Versionen von Forschungsarbeiten, die vor der Peer-Review veröffentlicht werden. Sie können in verschiedenen Formaten vorliegen, darunter Manuskripte, Aufsätze und technische Berichte. Preprints werden von Wissenschaftler:innen auf Preprint-Servern oder in speziellen Repositorien veröffentlicht, um ihre Arbeit anderen Forscher:innen zugänglich zu machen.

Bedeutung von Preprints für die Wissenschaft

Preprints haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da sie es Forscher:innen ermöglichen, ihre Arbeit schneller zu verbreiten und Rückmeldungen von Kollegen zu erhalten, bevor sie die Arbeit bei einem Peer-Review-Verfahren einreichen. Preprints ermöglichen auch den freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen und fördern somit den Austausch von Wissen und die Zusammenarbeit zwischen Forscher:innen. Teilweise sind sie zum Standard der Veröffentlichung geworden, etwa in den Lebenswissenschaften, wo sich die Endfassungen der Beiträge nicht zuletzt aufgrund der Veröffentlichung von Preprints und den folgenden Anregungen teilweise erheblich von der ersten Fassung unterscheiden – auch weil Fehler und Unstimmigkeiten hier oft leichter überprüfbar und korrigierbar sind. In den Geisteswissenschaften, aber auch in der Rechtswissenschaft, wo die Unterscheidung zwischen “wahr” und “falsch” oft schwieriger ist, entwickeln sich die Texte oft weniger dynamisch – und daher sind Preprints hier auch seltener.

Was sind Preprints? : Definition von Preprints

Preprints sind Entwürfe von Forschungsarbeiten, die vor der Peer-Review veröffentlicht werden. Der Begriff „Preprint“ bedeutet „vor Drucklegung“ und bezieht sich auf die Tatsache, dass Preprints noch nicht formal veröffentlicht wurden. Preprints können in verschiedenen Formaten vorliegen, darunter Manuskripte von Aufsätzen oder ganzen Büchern, aber auch  und technische Berichte und Beschreibungen von Experimenten.

Unterschied zwischen Preprints und Publikationen nach der Peer-Review

Der Hauptunterschied zwischen Preprints und Publikationen nach der Peer-Review besteht darin, dass Preprints (noch) nicht durch den Peer-Review-Prozess gegangen sind. Das bedeutet, dass sie nicht in einem formalisierten Verfahren von anderen Wissenschaftler:innen überprüft und validiert wurden. Publikationen nach der Peer-Review sind hingegen in der Regel von anderen Wissenschaftler:innen geprüft (und oft aufgrund der Review überarbeitet) worden und haben somit ein höheres Maß an Validität und Zuverlässigkeit.

Preprints haben sowohl Vor- als auch Nachteile, die im Folgenden näher erläutert werden

Vorteile von Preprints

• Schnellere Verbreitung von Forschungsergebnissen: Da Preprints vor der Peer-Review veröffentlicht werden können, können Forschungsergebnisse viel schneller veröffentlicht und damit der wissenschaftlichen Gemeinschaft zugänglich gemacht werden. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn die Forschungsergebnisse relevant und dringend sind, um beispielsweise eine öffentliche Gesundheitskrise zu bewältigen.
• Verbesserte Sichtbarkeit: Preprints bieten Autoren die Möglichkeit, ihre Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da Preprints auf vielen Preprint-Servern frei verfügbar sind die weitgehend barrierefrei zugänglich sind, können sie von anderen Forscher:innen und der breiteren Öffentlichkeit entdeckt und diskutiert werden, was zu einer höheren Sichtbarkeit und potenziell zu mehr Zitierungen führen kann.[ führen kann.
• Verbesserte Zusammenarbeit: Preprints können zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Forscher:innen beitragen, da sie die Diskussion und das Feedback zu den Forschungsergebnissen fördern können. So können Forscher:innen schneller und einfacher zusammenarbeiten, indem sie ihre Forschungsergebnisse und Erkenntnisse teilen und diskutieren – gegebenenfalls auch über die disziplinären Grenzen hinweg.
• Kostenersparnis: Preprints sind können für die Autor:innen eine kostengünstige Alternative zur traditionellen Veröffentlichung in wissenschaftlichen Zeitschriften sein. Da Preprints auf Preprint-Servern frei zugänglich sind, müssen die Autor:innen keine Verlagsgebühren zahlen müssen, um ihre Arbeit zu veröffentlichen zu können und ihre Ergebnisse zu verbreiten.
• Das Review-Verfahren wird so transparenter und “demokratischer”, weil nicht nur immer dieselben Personen bestimmen, was “gut” und “richtig” ist. Durch die Öffnung der Review wird bestenfalls ein frühzeitiger Input möglich, durch den die Forschung neue Impulse bekommen kann.

Nachteile von Preprints

• Fehlende Peer-Review: Der offensichtlichste Nachteil von Preprints ist, dass sie eben noch keinen nicht den Peer-Review-Prozess durchlaufen haben, der sicherstellt, dass wissenschaftliche Arbeiten von hoher Qualität und wissenschaftlicher Integrität sind. Es besteht also das Risiko, dass fehlerhafte oder unvollständige Forschungsergebnisse veröffentlicht werden.
• Fehlende Verifizierung: Preprints können vor einer Begutachtung durch Expert:innen im jeweiligen Fachgebiet nicht immer als verifizierte wissenschaftliche Erkenntnisse angesehen werden, da sie nicht von Experten im Fachgebiet begutachtet wurden. Daher müssen die Leser:innen Preprints kritisch bewerten und ihre Ergebnisse sorgfältig prüfen, bevor sie diese Ergebnisse in ihre eigenen Forschungsarbeiten einbeziehen können.aufgenommen werden
• Risiko des „Scoops“: Wenn Forscher ihre Arbeit als Preprint veröffentlichen, besteht das Risiko, dass andere Forscher ihre Ideen stehlen oder aufgreifen und schneller veröffentlichen, was zu einem „Scoop“ führen kann. Es ist daher wichtig, dass Forscher die Risiken und Vorteile von Preprints sorgfältig abwägen, bevor sie ihre Arbeit als Preprint veröffentlichen.
• Risiko der Verbreitung falscher Informationen: Preprints können dazu führen, dass falsche Informationen oder Fehlinformationen in Umlauf gebracht werden, bevor sie überprüft und korrigiert werden können. Dies kann insbesondere dann ein Problem sein, wenn Preprints zu kontroversen Themen veröffentlicht werden, die eine breite öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.
• Möglicherweise erschwerte Auffindbarkeit und Zugänglichkeit: Forscher:innen, die ihre Erkenntnisse in Form von Preprints veröffentlichen, verzichten damit oft auf die Services im Zusammenhang mit der Aufbereitung der Inhalte und ihre Anreichung mit sogenannten Metadaten (z.B. Schlagworte, Klassifikationen und Abstracts), die diese Inhalte leichter auffindbar machen. Dem selben Zweck dient auch die Einbindung in bestimmte Fachzeitschriften, Schriftenreihen oder Datenbanken, durch die die Erkenntnisse gegebenenfalls leichter (dauerhaft) zugänglich gemacht werden können-

PreprintServer

In den letzten Jahren sind zahlreiche Preprint-Server entstanden, auf denen Forscher:innen ihre Forschungsergebnisse vor der Peer-Review veröffentlichen können. Die meisten Preprint-Server bieten eine kostenlose Veröffentlichung von Preprints an, die dann öffentlich zugänglich gemacht werden. Hier sind einige Beispiele für Preprint-Server:

  • http://arXiv.org  : Dieser Server wurde 1991 gegründet und ist einer der ältesten und bekanntesten Preprint-Server. Er konzentriert sich hauptsächlich auf die Bereiche Mathematik, Physik, Informatik und Biologie. Ursprünglich an der US-amerikanischen Cornell-University angesiedelt, wird der Aufwand für arXiv.org heute von einer Vielzahl öffentlicher und privater Unterstützer:innen und Förderer getragen.
  • http://bioRxiv.org  : Dieser Server wurde 2013 gegründet und konzentriert sich auf Biologie und Biomedizin.
  • http://medRxiv.org  : Dieser Server wurde 2019 gegründet und konzentriert sich auf Forschung im Bereich der Medizin.
  • psyArXiv.org: Dieser Server wurde 2016 gegründet und konzentriert sich auf die Bereiche Psychologie und kognitive Neurowissenschaften.

Es gibt auch andere Preprint-Server, die sich auf bestimmte Forschungsbereiche konzentrieren. Einige Preprint-Server haben auch zusätzliche Funktionen wie die Möglichkeit, Preprints zu kommentieren oder zu bewerten.

Die verschiedenen Preprint-Server unterscheiden sich hinsichtlich der Art der veröffentlichten Forschungsergebnisse, der Akzeptanzkriterien und der Qualitätssicherung. Einige Preprint-Server erlauben nur die Veröffentlichung von Preprints, die von Wissenschaftler:innen eingereicht wurden, die an einer Institution arbeiten, während andere Preprint-Server für jede:n zugänglich sind.

Allen Preprint-Servern gemeinsam ist, dass sie zwar nicht wirklich „kostenlos“ sind, auch wenn Autor:innen und Nutzer:innen keine Gebühren zahlen müssen. Aber der Aufwand für die Einrichtung der Server und die „Pflege“ der Inhalte muss finanziert werden – was ohne die (finanzielle) Unterstützung durch Wissenschaftseinrichtungen wie einzelnen Hochschulen oder Forschungsförderern nich dankbar wäre.
Das bestätigt sich auch durch Projekte wie Zenodo: Dabei handelt es sich um ist ein Open-Access-Repository, das eine alternative Möglichkeit zur Veröffentlichung von Preprints bietet. Zenodo wird vom europäischen Kernforschungszentrum CERN betrieben und ist kostenlos und offen für jeden. Es bietet eine Plattform, auf der Forscher:innen ihre wissenschaftlichen Ergebnisse teilen und veröffentlichen können, einschließlich Preprints.
Zenodo ermöglicht es Forscher:innen damit, ihre Arbeit auf einfache Weise zu veröffentlichen und sie anderen zugänglich zu machen, ohne sich an die strengen Anforderungen von Fachzeitschriften halten zu müssen. Es bietet auch die Möglichkeit, Forschungsdaten und -code zu teilen.

Geschichte von Preprints

Die Idee der Preprints entstand in den 1960er Jahren, als Fotokopierer allgemein verfügbar wurden. Forscher:innen begannen, ihre Forschungsergebnisse zu vervielfältigen und an Kolleg:innen zu senden, bevor sie sie zur Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift einreichten. In den 1990er Jahren, als das Internet immer verbreiteter wurde, entstanden die ersten Preprint-Server wie http://arXiv.org  .

Seitdem sind Preprint-Server zu einer wichtigen Komponente des wissenschaftlichen Publikationswesens geworden. Sie bieten Forscher:innen eine Möglichkeit, ihre Arbeit schnell und kostengünstig zu veröffentlichen, und ermöglichen es anderen, auf die neuesten Forschungsergebnisse zuzugreifen, bevor sie in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden.

Preprints and Open Science

Die Open Science Bewegung strebt nach einer Öffnung der Wissenschaft für alle und einer Verbesserung der Qualität und Effizienz wissenschaftlicher Forschung. Preprints sind ein wichtiger Bestandteil dieser Bewegung, da sie die schnelle und freie Verbreitung von Forschungsergebnissen ermöglichen.

In der Open Science sind Forscher bestrebt, die Grenzen der traditionellen wissenschaftlichen Kommunikation zu erweitern und zu verbessern. Preprints bieten einen Weg, um Ergebnisse und Erkenntnisse schnell zu teilen. Durch die Veröffentlichung von Preprints können Forscher ein breiteres Publikum erreichen und wissenschaftliche Erkenntnisse transparent und zugänglich machen.

Overlay Journals

Overlay Journals sind eine neuere Art von wissenschaftlichen Zeitschriften, die Preprints als Ausgangspunkt für den Peer-Review-Prozess verwenden. Diese Zeitschriften sind in der Regel online verfügbar und stellen eine Ergänzung zu den bestehenden traditionellen wissenschaftlichen Zeitschriften dar.
Ein Overlay Journal sammelt Preprints zu einem bestimmten Thema und initiiert einen Peer-Review-Prozess, um diejenigen qualitativ hochwertige Arbeiten auszuwählen, die dann als Teil der Zeitschrift veröffentlicht werden. Der Vorteil von Overlay Journals besteht darin, dass sie die Geschwindigkeit von Preprint-Servern mit der Prüfung und Validierung durch eineine alternative Möglichkeit zur Veröffentlichung von Preprints bieten, die durch den Peer-Review-Prozess verbindengeprüft und validiert wurden.
Damit sind Overlay Journals sind auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer offenen Wissenschaft. , da Ssie erleichtern die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen erleichtern und machen den Peer-Review-Prozess transparenter machen.
Ein Beispiel für ein Overlay Journal ist das „Journal of Brief Ideas“, das Preprints von Kurzbeiträgen sammelt und sie einem schnellen Peer-Review-Prozess unterzieht, bevor sie als Teil der Zeitschrift veröffentlicht werden.

Schlussbemerkung

Preprints sind eine wichtige Entwicklung in der Wissenschaftskommunikation, da sie eine schnelle und effiziente Möglichkeit bieten, Forschungsergebnisse zu teilen und zu diskutieren. Sie haben eine lange Geschichte und haben im Laufe der Jahre eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Gemeinschaft gespielt.

Die Zukunft der Preprints sieht vielversprechend aus, da sie einen wichtigen Beitrag zur Open Science Bewegung leisten, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse transparent und zugänglich machen. Mit der wachsenden Anzahl von PreprintServern und der Entstehung neuer Overlay Journals wird erwartet, dass Preprints in Zukunft noch stärker in der wissenschaftlichen Gemeinschaft verankert sein werden und die Art und Weise, wie wir Forschungsergebnisse teilen und diskutieren, grundlegend verändern werden.