Call for Papers der „Voluntaris“: Engagement für Frieden

15.02.2023

Call for Papers

Engagement für Frieden

Voluntaris – Zeitschrift für Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement
Themenschwerpunkt Heft 2-2023
Frist für Abstracts: 19.03.2023 //
Frist für Beiträge nach Annahme: 30.06.2023

Voluntaris ist eine wissenschaftlich orientierte Informations-, Diskussions- und Dokumentationszeitschrift für den Bereich Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement. Sie erscheint zweimal jährlich im Nomos-Verlag und richtet sich an Akteur*innen aus Wissenschaft, Praxis und Politik. Sie fördert damit den Austausch zwischen akademischen und anwendungsbezogenen Perspektiven auf Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement. Für die Schwerpunkt-Ausgabe 2-2023 (erscheint im November 2023) zum Thema Engagement für Frieden sind interessierte Autor*innen eingeladen, Abstracts für wissenschaftliche Aufsätze (empirische, theoretische oder anwendungsbezogene) oder Debatten- und Diskussionsbeiträge (Kommentare, Essays, normative Beiträge) oder kurze Dokumentationen aus der Praxis (Projektbeschreibungen oder Veranstaltungsberichte) einzureichen.

Forschungsinteresse

Krieg und Frieden sind zwei gesellschaftliche Zustände, die sich gegenüberstehen, gegenseitig ausschließen und doch aufeinander beziehen. Durch den Krieg in der Ukraine ist die Frage nach Krieg und Frieden mit Wucht in das Bewusstsein vieler Menschen in Europa getreten. Und nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb von Staaten stellt sich die Frage nach Krieg und Frieden, wie sich z.B. im Iran und in Peru zeigt. In konzeptionellen Bestimmungen (z.B. Kocka 2003) werden Zivilgesellschaft und die ihr zugehörigen Formen von Engagement oft als ein Gegenentwurf zu Kampf und Krieg verstanden, Gewaltfreiheit und friedliche Aushandlung von Konflikten als bestimmende Merkmale genannt. Zivilgesellschaft ist dann handlungslogisch auf Konflikt, Kompromiss und Verständigung ausgerichtet; Pluralität, Differenz und Spannung werden als Ausgangspunkte verstanden, ein Mindestmaß gegenseitigen Vertrauens als Voraussetzung genannt. Ob und inwieweit diese konzeptionelle Idee in der Realität Bestand hat, welche Ambivalenzen und Unklarheiten bestehen und welche Vorstufen zum Krieg auch in „zivilen“ Gesellschaften bestehen, ist damit allerdings noch nicht gesagt.

Historisch stehen zivilgesellschaftliches Engagement und Freiwilligendienste in Deutschland in engem Bezug zu Frieden. Internationale Freiwilligendienste sind nach dem Zweiten Weltkrieg auch wesentlich auf dem Gedanken der so genannten Völkerverständigung entstanden. Sie wurden und werden bis heute in manchen Kontexten als Friedensdienste gerahmt, wie bspw. in Landeskirchen, im Rahmen der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden oder bei der Aktion Sühnezeichen. Auch institutionalisierte Formen wie der Deutsch-Französische und der Europäische Freiwilligendienst oder das Europäische Solidaritätskorps (Egloff/Weigand 2021; Zimmermann 2019) beziehen sich explizit auf das Ideal der Verständigung und des Friedens. Im zivilgesellschaftlichen Engagement waren es vor allem Friedensbewegungen in den 1980er Jahren, die sich auf die Abkehr vom Krieg bezogen haben und in der DDR bis zur Demokratiebewegung weiterentwickelten. Heute verstehen sich soziale Bewegungen wie bspw. die Seebrückenbewegung oder die Last Generation häufig als transnationale Bewegungen. Sie stellen damit eine bewusste Abkehr von nationalistischen Logiken dar, beruhen auf einem globalen und universalistischen Verständnis von Zivilgesellschaft (Beck 2009) und sind dabei auch dem Leitmotiv Frieden verbunden. Eine dezidierte Friedensbewegung hat demgegenüber an Bedeutung und Sichtbarkeit verloren.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit sich zivilgesellschaftliches Engagement auch in der Gegenwart dezidiert auf Frieden bezieht. Welche Konzepte und Vorstellungen von Frieden sind damit verbunden? Und welches Handeln resultiert daraus? Was ist über die Folgen bekannt? Die Schwerpunktausgabe will Perspektiven einfangen, die die Bedeutung von Frieden für und im zivilgesellschaftlichen Engagement und in den Freiwilligendiensten (FWDs) im Angesicht von Krieg diskutieren.

Fokus

Vor diesem Hintergrund laden wir empirische und theoretische Arbeiten, Debattenbeiträge sowie Dokumentationen ein, die sich auf die folgenden oder verwandten Themen und Fragen beziehen:

Bedeutungen und Rahmen von Engagement für Frieden.

  • Wie wird Frieden im Kontext von Engagement verhandelt? Wie wird Frieden konzeptionell
    verstanden und welche Diskurse bestimmen Engagement für den Frieden?
  • Welche nicht intendierten Folgen hat zivilgesellschaftliches Engagement im Rahmen der Friedensarbeit? Wo wird vor diesem Hintergrund rhetorisch und konzeptionell auf Frieden Bezug
    genommen, aber Gegenteiliges erreicht?
  • Welche Politiken wirken in dieses Feld hinein? Welche Rolle haben Entwicklungs-, Sicherheits-,
    Friedenspolitik und ihr Zusammenspiel im Engagement für Frieden? Welche staatlichen
    Instrumentalisierungstendenzen zeigen sich?

Engagement, um Krieg zu verhindern und Frieden zu sichern.

  • Inwieweit verfolgen zivilgesellschaftliches Engagement und Freiwilligendienste das Ziel, am
    Frieden mitzuarbeiten? Wie wollen sie das erreichen und welche konkreten Handlungsformen
    sind damit verbunden? Was ist über die intendierten und unintendierten Wirkungen bekannt?
  • Welche Rolle können zivilgesellschaftliches Engagement und Freiwilligendienste bei der Konfliktprävention spielen? Welche (vermittelnde) Rolle nehmen verschiedene Formen des Engagements bei der Wahrung von Frieden ein? Wo geraten sie an ihre Grenzen?
    Inwieweit können zivilgesellschaftliches Engagement und Freiwilligendienste tatsächlich einen
    Beitrag zum Frieden leisten?

Engagement im Krieg und um Krieg zu beenden.

  • Welche Rolle spielt zivilgesellschaftliches Engagement im Krieg, etwa beim Leisten humanitärer
    Hilfe, in Volksküchen oder der Dokumentation von Kriegsverbrechen?
  • Welche Rolle spielt zivilgesellschaftliches Engagement in aktuellen kriegerischen Kontexten
    wie in der Ukraine, dem Iran und anderswo? Welche konkreten Formen gibt es und was ist
    über seine Wirkungen bekannt?
    Welche Perspektiven ergeben sich aktuell in Bezug auf Engagement und Flucht in Europa und
    Deutschland im Vergleich zu vorhergehenden Fluchtperioden?
  • Welche Rolle spielt zivilgesellschaftliches Engagement bei der Förderung von Frieden? Wo
    gerät es an seine Grenzen?

Kriterien und Fristen

Einreichungen können auf Deutsch oder Englisch erfolgen. Jeder Abstract sollte nicht mehr als 500 Wörter enthalten und Folgendes behandeln: Form des Beitrags (Aufsatz, Debattenbeitrag oder Dokumentation), Hintergrund des vorgeschlagenen Beitrages, Hauptdiskussionspunkte und Schlussfolgerung.

Einsendeschluss für die Abstracts ist Sonntag, der 19.03.2023. Die Rückmeldung erfolgt innerhalb von höchstens zwei Wochen. Die Frist für die Einreichung der finalen Beiträge ist 30.06.2023.

Wissenschaftlich orientierte Aufsätze können eine Länge von bis zu 40.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen), Debattenbeiträge bis zu 30.000 und Dokumentationen bis zu 20.000 haben. Die Autor*innen sind für die Einreichung von korrekturgelesenen Artikeln verantwortlich. Die Richtlinien von Voluntaris sind unbedingt zu beachten. Diese können hier abgerufen werden oder unter redaktion@voluntaris.de angefordert werden.

Alle final eingereichten Beiträge durchlaufen ein blind-peer-review Verfahren. Nach Annahme des Abstracts wird eine Veröffentlichung unbedingt angestrebt, sofern die Standards guter wissenschaftlicher Praxis eingehalten werden, der Beitrag auf dem zuvor angenommenen Abstract basiert, die Rückmeldungen der Gutachter:innen beachtet und die Richtlinien von Voluntaris eingehalten werden. Zwischen dem 01.07.2023 und dem 01.08.2023 sollten Autor*innen für Rückmeldungen und ggf. Überarbeitungen erreichbar und verfügbar sein.

Abstracts bitte an: redaktion@voluntaris.de.