Das Frankreich Jahrbuch 2021

23.03.2022

Das Frankreich Jahrbuch 2022

Wir haben uns mit Prof. Dr. Frank Baasner, Direktor des Deutsch-Französischen Instituts, über das im Mai erscheinende Frankreich Jahrbuch 2021 unterhalten, das sich mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie in Deutschland, Frankreich und Italien auseinandersetzt.

Haben Sie hierbei große Unterschiede feststellen können? Gibt es wiederum wirtschaftliche Probleme, von denen die drei Länder gleichermaßen betroffen sind?

„Deutschland, Frankreich und Italien sind als international vernetzte Volkswirtschaften von den Auswirkungen der Pandemie gleichermaßen betroffen. Auch wenn die nationalen Maßnahmen unterschiedlich ausgefallen sind – härterer Lockdown in Italien und Frankreich als in Deutschland – haben dieselben Sektoren schweren wirtschaftlichen Schaden genommen: Hotellerie und Gaststätten, Einzelhandel, Kultur… Wenn man dann genauer hinschaut, wird deutlich, dass jedes Land aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur unterschiedlich reagieren konnte oder musste. Das gilt auch für die staatlichen Gegenmaßnahmen: Deutschland konnte dank der guten Haushaltslage sofort große Summen bereitstellen, Frankreich und Italien zögerten anfangs. Ein externer Schock wie diese Pandemie hat zwar im ersten Moment überall ähnliche Effekte, aber bei der Reaktion darauf spielt die spezifische Situation jeden Landes eine wichtige Rolle. Das gilt auch für die „Exit-Strategien“ aus der Krise.“

Sie beleuchten schließlich auch Perspektiven für die weitere Zusammenarbeit. Hat sich die deutsch-französische Zusammenarbeit durch die Corona-Pandemie gewandelt?

„Die deutsch-französische Zusammenarbeit wurde in der Pandemie einem Stresstest unterzogen. Am Anfang ließ die Solidarität zu wünschen übrig – Stichwort Krankenübernahme – und auch die teilweisen Grenzschließungen waren ein Schock für die Anrainer. Aber die Deutschen und Franzosen haben schnell gelernt, in der Not ist man näher zusammengerückt. Das hat sich auch auf europäischer Ebene gezeigt, als es um die Suche nach gemeinsamen Antworten auf die Krise ging. Ohne eine enge Abstimmung zwischen der deutschen und französischen Regierung wäre es nicht gelungen, das große Investitions- und Unterstützungspaket NextGenerationEU zu schnüren. Überhaupt hat die EU in der Krise gezeigt, dass sie trotz aller Unzulänglichkeiten zu handeln in der Lage ist, Stichwort Impfstoffbeschaffung.“

Wer wird in jedem Fall einen großen Nutzen aus der Lektüre des Frankreich Jahrbuchs 2021 ziehen?

„Eine der Besonderheiten der Beiträge in diesem Frankreich Jahrbuch ist die Öffnung auf Italien. Sozialwissenschaftliche Publikationen zur dritten großen Volkswirtschaft der Euro-Zone gibt es nicht viele, und Vergleiche zwischen Frankreich, Deutschland und Italien sind Mangelware. Von daher ist die Publikation für all diejenigen relevant, die sich als Wissenschaftler in Universitäten und Think Tanks, als Politiker oder als Journalisten mit der Entwicklung der Euro-Zone und der Zusammenarbeit in Europa befassen. Dank der Beiträge in deutscher und französischer Sprache wird das Buch sein Publikum in beiden Ländern, aber auch in Brüssel finden.“

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