Non-Fungible Token im Sport – Quo vadis?

12.08.2025

Non-Fungible Token im Sport – Quo vadis?

Header des Newsbeitrages zum Sportrecht. Zu sehen ist eine Rennbahn auf orangenem Grund, auf der ein Paragraph abgebildet ist.

Von Dr. Florian Baheri

Nachdem sich vor wenigen Jahren Rekordumsatzzahlen beim Handel mit Non-Fungible Token (NFT) fast wöchentlich überschlugen, ist es – trotz zwischenzeitlicher Rekordhochs anderer blockchainbasierter Objekte wie Bitcoin – sehr ruhig um NFTs geworden. Dies hat die Möglichkeit eröffnet, sich eingehend mit der rechtlichen Einordnung von NFTs zu befassen und die Frage zu beantworten, ob es sich bei den Token um mehr handeln kann als ein kurzlebiges Hype-Produkt.

Nach dem Hype folgt der Einbruch

Der endgültige Durchbruch und gleichzeitig Höhepunkt des NFT-Handels wird allgemein mit der Versteigerung des digitalen Kunstwerks „Everydays: The First 5000 Days“ Anfang 2021 für umgerechnet fast 70 Millionen USD in Verbindung gebracht. Bei NFTs handelt es sich um nicht austauschbare und nicht fälschbare digitale Zertifikate, die die Verifizierung ermöglichen, dass eine Person in Bezug auf ein bestimmtes Objekt einen NFT erstellt hat. Mit einem NFT können daher insbesondere digitale Güter verknüpft werden, die verbundene Datei erhält jedoch dadurch nicht automatisch einen exklusiven oder gar rechtmäßigen Charakter. Vielmehr ist es die Möglichkeit des Einsehens in die Transaktionshistorie von NFTs, aus der sich die durch die Token versprochene Sicherheit ergibt. NFTs sind daher mit einem Nachweisprotokoll wie dem Grundbuch vergleichbar.
 
Neben der Verwendung von NFTs im Kunstbereich sind insbesondere im Sport innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Projekte auf Grundlage von NFTs entstanden. Marktführend sind seit ihrer Entstehung die Plattformen Sorare und NBA Top Shot, über die sich Sammelobjekte in Form von digitalen Sammelkarten von Fußballern bzw. Videoclips von Spielern aus der amerikanischen Basketballliga NBA erwerben lassen. Auch hier wurden zu Beginn nicht selten zehntausende Euro für das digitale Pendant zu den auch heute noch sehr beliebten physischen Stickern aus Sammelkartentütchen gezahlt. Diese Verkaufspreise konnten jedoch im weiteren Verlauf bei weitem nicht gehalten werden, Totalverluste innerhalb kürzester Zeit waren bei NFTs keine Seltenheit.

Rechtliche Behandlung weiterhin größtenteils ungeklärt

Dem Hype folgten umfassende und vielseitige rechtliche Auseinandersetzungen mit der Thematik, innerhalb derer den Token sämtliche Eigenschaften von revolutionärer Wirkung bis hin zur totalen Wertlosigkeit zugesprochen wurden. Neben den bereits aus der Diskussion um fungible Token bekannten Fragen zur Eigentums- und Schutzfähigkeit von Token, die im Falle von NFTs jedoch nicht gleichlaufen, sind es insbesondere die darüberhinausgehenden, NFT spezifischen Fragestellungen, die aufgrund ihres grundsätzlichen Charakters längst nicht obsolet sind.
 
Bei Nutzung von NFTs im Sportbereich sind neben persönlichkeitsrechtlichen Fragestellungen in Bezug auf die abgebildeten Spieler und, je nach Vertriebsform, glücksspielrechtlichen Aspekten, vor allem marken- und urheberrechtliche Fragen relevant und wegen des Lizensierungserfordernisses für Rechteinhaber wirtschaftlich bedeutsam.

Einsatzmöglichkeiten über digitale Sammelkarten hinaus

Dass die zum Höhepunkt des technologischen Hypes erzielten Verkaufspreise für digitale Sammelkarten auch nur ansatzweise wieder erreicht werden, erscheint ausgeschlossen. Schließlich kann bezweifelt werden, ob digitale Sammelobjekte jemals Beträge in fünfstelliger Höhe wert sein können.
 
Gerade im Sport, der in vielen Bereichen Schwarzmärkte und Produktfälschungen bekämpfen muss, eignet sich der Einsatz von NFTs jedoch dazu, legale Angebote zusätzlich abzusichern. NFTs können nicht autorisierte Produkte zwar nicht zu Originalen machen, aber sie können dafür sorgen, dass lizensierte Angebote sicher übertragen werden. Insbesondere der Vertrieb von Tickets über NFTs liegt daher auf der Hand. NFTs sind flexibel einsetzbar und richten sich in ihrer rechtlichen Bewertung am jeweils zu übertragenen digitalen Recht. Sie sollten daher nicht primär als Verkaufsobjekt, sondern als zugrundeliegende Technologie verstanden werden, die bei fälschungsanfälligen digitalen Objekten eingesetzt werden kann, um Transaktionen sicherer zu machen.

 

 

Dr. Florian Baheri ist als Enforcement Manager bei der DFL Deutsche Fußball Liga tätig. Er promovierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen unter Betreuung von Prof. Dr. Jens Adolphsen zum Thema „Non-Fungible Token (NFT) – Rechtliche Herausforderungen unter besonderer Berücksichtigung aktueller und potentieller Einsatzfelder im Sport“. Das Werk wird in Kürze im Nomos Verlag in den „Schriften zum Sportrecht“ erscheinen, eine ausführlichere Besprechung der Thematik wird außerdem in einem Beitrag für die „SpoPrax“ erfolgen.