Voluntaris – Call for papers

18.03.2022

Voluntaris – Call for papers

Zeitschrift für Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement

Voluntaris ist eine wissenschaftlich orientierte Informations-, Diskussions- und Dokumentationszeitschrift für den Bereich Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement. Sie erscheint zwei-mal jährlich im Nomos Verlag und richtet sich an Akteur*innen aus Wissenschaft, Praxis und Politik. Sie fördert damit den Austausch zwischen akademischen und anwendungsbezogenen Perspektiven auf Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement. Für die Schwerpunkt-Ausgabe 2-2022 (erscheint im Dezember 2022) zum Thema Governance – Engagement zwischen Verwaltung und Gestaltung sind interessierte Autor*innen eingeladen, Abstracts für wissenschaftliche Aufsätze (empirische, theoretische oder anwendungsbezogene), Debatten- und Diskussionsbeiträge (Kommentare, Essays, normative Artikel) oder kurze Dokumentationen aus der Praxis (Projektbeschreibungen oder Veranstaltungsberichte) einzureichen.

Forschungsinteresse

Der Begriff Governance kommt immer dann auf die Agenda von Politik und Wissenschaft, wenn neue Formen staatlicher Steuerung gefordert sind. Im Geleitzug gesellschaftspolitischer Großtrends wie Globalisierung, Neoliberalismus und Zivilgesellschaft entstanden, hat Governance in den vergangenen 20 Jahren zunehmend an Relevanz in den Sozialwissenschaften gewonnen. Dennoch hat sich bislang keine disziplinübergreifende Definition durchgesetzt (Benz 2004: 13). Inhaltlich gemein ist der Verwendung von Governance ein Fokus auf die Gestaltung, Steuerung und Kontrolle von Prozessen. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass der Staat allein sich nicht (mehr) in der Lage sieht, gesellschaftliche Herausforderungen wirksam zu bewältigen und deshalb auf Mitwirkung Dritter setzt (vgl. dazu das Leitbild des aktivierenden Staats bei Bogumil/Jann 2020: 42) – an die Stelle hierarchischer Steuerung tritt damit das Zusammenwirken staatlicher und nicht-staatlicher Akteur*innen. Dies geschieht auf Ebene der internationalen Beziehungen (Global Governance) sowie auf nationaler Ebene und in der Kommune (Local Governance).

Der Zivilgesellschaft – und damit verbunden dem bürgerschaftlichen Engagement – kommt hier ein wichtiger Stellenwert zu. Zivilgesellschaftliche Akteure in Form von NPOs (Vereinen, Stiftungen, Initiativen) erbringen unter Mitwirkung Engagierter wertvolle Angebote und Dienstleistungen. Sie wirken als Integrations- und Innovationsmotor und sorgen für gesellschaftlichen Zusammenhalt (Freise/Walter 2021).

Bürgerschaftliches Engagement in Deutschland ist aktuell mit verschiedenen Entwicklungen konfrontiert, u. a.: Überforderungstendenzen (z. B. zunehmende Bürokratie, u. a. NKR 2019: 20), Strukturwandel (z. B. Trend zu informellem Engagement, u. a. Karnick et al. 2022: 185), Auswirkungen der Corona-Pandemie (z. B. Mitgliederverluste, finanzielle Einbußen u. a. Krimmer et al. 2020). Zur Bewältigung drängender gesellschaftspolitischer Herausforderungen wie der Sicherstellung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen oder den Pandemie-Folgen bedarf es der Mitwirkung Engagier-ter und damit verbunden der Schaffung notwendiger staatlicher Rahmenbedingungen. Dass staatliche Akteur*innen hierbei auf ein kooperatives Zusammenwirken setzen, demonstrieren nicht zuletzt durchgeführte Leitbildprozesse im Sinne von Good Governance (z. B. Engagementstrategien von Bund und Ländern). Genug Gründe also, sich einmal mit Governance auseinanderzusetzen; vor allem im Zusammenhang mit einer sich verändernden Staat-Zivilgesellschafts-Beziehung im Engagementkontext.

Fokus

Die Schwerpunktausgabe zielt darauf, vor allem die Bedeutung von Governance in der Engagement-praxis herauszuarbeiten. Folgende vier Themenfelder sollen dabei beleuchtet werden: der Nutzen theoretischer Governance-Zugänge für das Handlungsfeld, aktuelle Trends bei der Ausgestaltung von Engagement in der Praxis, die Rolle des Staates als Rahmensetzer sowie konkrete Chancen und Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft.

a) Theoretische und konzeptionelle Governance-Zugänge im Engagementkontext: Welche The-orien und Konzepte von Governance haben sich hier bewährt? Welchen Beitrag leisten sie zur Systematisierung der Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft? Wie können Governance-Theorien das Verständnis von Engagement zwischen zivilgesellschaftlichem Selbstverständnis und staatlicher Regelsetzung untermauern?

b) Governance in der Engagementpraxis: Was befördert und was behindert Engagement aus Sicht von Individuen und Organisationen? Wie kann Engagement in urbanen, ländlichen oder transnationalen Kontexten organisiert werden? Welche Ansätze zur Vermittlung von Freiwilligen gibt es, welche zur Ausgestaltung des Verhältnisses von Haupt- und Ehrenamtlichen? Wie partizipieren Engagierte in ihrem Organisationskontext? Kann und sollte Engagement wirkungsorientiert gestaltet werden? Welche Erfahrungen gibt es mit Wirkungsmessung?

c) Engagementpolitik – der Staat als steuernder Akteur? Welche Rolle kommt Bund, Land und Kommunen in der Engagementförderung zu? Welches staatliche Selbstverständnis lässt sich aus aktuellen Leitbildern (z. B. Engagementstrategien) ableiten? Wie ist das Zusammenwirken der unterschiedlichen politischen Ebenen zu bewerten? Inwiefern wirken sich rechtliche Rahmenbedingungen auf das Engagement aus (z. B. Gemeinnützigkeitsrecht, Datenschutz-grundverordnung)? Wie können bürokratische Hürden abgebaut werden?

d) Staat und Zivilgesellschaft in der Engagementpraxis: Partner auf Augenhöhe? Welche Faktoren prägen das Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft (z. B. Machtstrukturen, die Rolle formeller und informeller Spielregeln, Abhängigkeiten, z. B. durch Fördermittel, Rechenschaftspflichten)? Inwiefern wirken sich insbesondere die korporatistische Sozialverfasstheit oder das Subsidiaritätsprinzip in den Freiwilligendiensten auf das Verhältnis aus? Welche strukturellen, akteurs- und prozessbezogenen Herausforderungen prägen die Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft? Lassen sich Erfolgsfaktoren „guter Governance“ identifizieren?

Kriterien und Fristen

Einreichungen können auf Deutsch oder Englisch erfolgen. Jeder Abstract sollte nicht mehr als 500 Wörter enthalten und Folgendes behandeln: Form des Beitrags (Aufsatz oder Debattenbeitrag oder Dokumentation), Hintergrund des vorgeschlagenen Beitrags, Hauptdiskussionspunkte und Schlussfolgerung.

Einsendeschluss für die Abstracts ist der 25.4.2022. Die Rückmeldung erfolgt innerhalb von höchstens drei Wochen. Die Frist für die Einreichung der finalen Beiträge ist der 15.7.2022.

Wissenschaftlich orientierte Aufsätze können eine Länge von bis zu 40.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen), Debattenbeiträge bis zu 30.000 und Dokumentationen bis zu 20.000 haben. Die Autor*innen sind für die Einreichung von korrekturgelesenen Artikeln verantwortlich. Die Richtlinien von Voluntaris sind unbedingt zu beachten. Diese können hier online abgerufen werden.

Alle final eingereichten Beiträge durchlaufen ein blind-peer-review Verfahren. Nach Annahme des Abstracts wird eine Veröffentlichung unbedingt angestrebt, sofern die Standards guter wissenschaftlicher Praxis eingehalten werden, der Beitrag auf dem zuvor angenommenen Abstract basiert, die Rückmeldungen der Gutachter*innen beachtet und die Richtlinien von Voluntaris eingehalten wer-den. Zwischen dem 5.8.2022 und dem 1.9.2022 sollten Autor*innen für Rückmeldungen und ggf. Überarbeitungen erreichbar und verfügbar sein.

Abstracts bitte an: redaktion@voluntaris.de

Literaturverzeichnis

Benz, Arthur (2004): Governance – Modebegriff oder nützliches sozialwissenschaftliches Konzept? In: Ders. (Hrsg.): Governance – Re-gieren in komplexen Regelsystemen. Wiesbaden, S. 11–28.
Bogumil, Jörg; Jann, Werner (2020): Verwaltung und Verwaltungswissenschaft in Deutschland. Eine Einführung. 3. Auflage. Wiesbaden.
Freise, Matthias; Walter, Andrea (2021): Miteinander füreinander. Zivilgesellschaft in Nordrhein-Westfalen. Aschendorff.
Karnick, Nora; Simonson, Julia; Hagen, Christine (2022): Organisationsformen und Leitungsfunktionen im freiwilligen Engagement. In Simonson, J.; Kelle, N.; Kausmann, Corinna; Tesch-Römer, C. (Hrsg.): Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019. Wiesbaden, S. 183–202.
Krimmer, Holger; Bork, Magdalena; Markowski, Lydia; Gorke, Johanna (2020): Die Lage des freiwilligen Engagements in der ersten Phase der Corona-Krise: Lokal kreativ, finanziell unter Druck, digital herausgefordert. Zivilgesellschaft in Zahlen (ZIVIZ) im Stifterverband. https://www.ziviz.de/sites/ziv/files/freiwilliges_engagement_corona-krise.pdf (9.3.2022).
Normenkontrollrat Baden-Württemberg (NKR) (2019): Entbürokratisierung bei Vereinen und Ehrenamt. Empfehlungsbericht des Normenkontrollrats Baden-Württemberg. https://www.normenkontrollrat-bw.de/fileadmin/_normenkontrollratBW/Doku-mente/191204_NKR_BW_Entbuerokratisierung_bei_Vereinen_und_Ehrenamt.pdf (9.3.2022)