Rechtliche Herausforderungen des Metaverse

24.04.2023

Rechtliche Herausforderungen des Metaverse

Gastbeitrag zum Digitalrecht vom Dr. Chibanguza

Beitrag von Dr. Kuuya Josef Chibanguza

Seit vielen Monaten vergeht kein Tag, an dem nicht über Künstliche Intelligenz (KI) und die „neue virtuelle Welt“ berichtet wird. Passend dazu wurde vor wenigen Tagen nun bekannt, dass der sog. Trilog über die Verordnung der EU zur Regulierung Künstlicher Intelligenz (KI VO) im Juni dieses Jahres starten könnte. Von der KI VO würden je nach endgültiger Ausgestaltung verschiedenste Bereiche erfasst, nicht zuletzt auch solche des Metaverse.

Die neue Welt des Metaverse selbst ist dabei auch immer häufiger Gegenstand des öffentlichen Interesses. Dies nicht zuletzt seit der Umbenennung von Facebook zu Meta im Jahr 2021. Doch was genau ist das Metaverse und welche rechtlichen Herausforderungen bringt es mit sich?

Das Metaverse – Eine Technologie mit vielfältigen Implikationen

Das Metaverse lässt sich bereits heute beschreiben als eine digitale Parallelwelt, in der die Akteure u.a. mittels sog. Avatare interagieren können. Es wird dabei als eine allumfassende Plattform betrachtet, die weitreichende Nutzungsmöglichkeiten bietet. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der erwartete wirtschaftliche Effekt nicht zu unterschätzen. Dabei sind die genauen Anwendungen und Nutzungsszenarien im Metaverse noch offen und es bleibt abzuwarten, wie sich dieser digitale Raum in Zukunft konkret entwickeln wird. Eine Herausforderung, welche nun auch im Rahmen des europäischen Rechtsetzungsprozesses zur KI VO deutlich wird, da durch diese Szenarien erfasst werden sollen, die heute mitunter, wenn überhaupt, nur im Ansatz bekannt sind.

Entscheidende Rolle der Politik – Wie gestaltet sich die zukünftige Regulierung?

Ob das Metaverse zukünftig Eingang in den Alltag der Nutzerinnen und Nutzer finden wird, hängt nicht zuletzt von der gesellschaftlichen Akzeptanz dieser Technologie ab. So werden auch Vorbehalte im Hinblick auf mögliche Gefahren, etwa durch Diskriminierung oder sonstige Verletzungen der Rechte Einzelner, geäußert. Hierauf wird, wie aktuell auch im Rahmen der Regulierung von KI, insbesondere vonseiten der Politik ein Augenmerk zu legen sein, da nur so eine große Zustimmung dauerhaft gewährleistet erscheint. Dies umfasst sicherlich auch Antworten auf die Frage, welchen Anforderungen etwa die Mensch-Maschine-Interaktion in der virtuellen Welt unterliegen soll. Die Herausforderung an dieser Stelle wird sein, ausreichend Schutz zu gewährleisten und gleichzeitig durch die Regulierung kein Innovationshemmnis zu schaffen.

Das Metaverse – Ein bunter Strauß rechtlicher Fragestellungen

Aus rechtlicher Sicht ergeben sich bereits heute zahlreiche Fragestellungen, wie diese neue Welt zu bewerten ist und ob die vorhandenen Regeln auch zukünftig ausreichend sein werden. Hier stellt sich die Aufgabe, diese Fragestellungen im Einzelnen zu identifizieren, zu beleuchten und Lösungsansätze zu präsentieren. Dies ist nicht zuletzt deshalb spannend, da sich das Metaverse auf zahlreiche Lebensbereiche auswirkt. Zu nennen sind dabei zum einen vermeintlich exotische Bereiche, wie etwa Glücksspiel, Gaming und eSport sowie der Umgang mit neuartigen Zahlungsmitteln und Zahlungsdiensten, einschließlich Kryptowährungen und NFTs, um nur einige Beispiele anzuführen. Darüber hinaus gibt es weitere, sich auf alle Lebensbereiche erstreckende grundlegende Auswirkungen, die es im Blick zu behalten gilt. Dies betrifft bei einer nicht vor Ländergrenzen Halt machenden Technologie etwa Fragen des zur Anwendung kommenden Rechts sowie den zuständigen Gerichten. Der Austausch mit der Wirtschaft zeigt dabei, dass nur ein verlässlicher Rechtsrahmen Grundlage für Investitionen sein kann – auch deshalb sind die Ergebnisse des anstehenden Trilogs zur KI VO aus Sicht des Metaverse von Bedeutung.

Bei alldem sollten die vorstehend aufgeworfenen Fragen jedoch nicht den Blick dafür verstellen, was das Metaverse sicherlich ist – eine spannende neue Welt, die es zu erkunden gilt. Nichts anderes gilt im Übrigen für die KI.


Dr. Kuuya Josef Chibanguza, LL.B., ist Rechtsanwalt und Partner der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. Er berät im Schwerpunkt u.a. zu Fragen der Künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung. Dr. Chibanguza ist Mitherausgeber eines Handbuchs zu KI und eines Handbuchs zum Metaverse, die beide im Nomos Verlag erscheinen, sowie Mitherausgeber einer Fachzeitschrift und regelmäßiger Referent.